1925 – DAS UNGLÜCKSJAHR

Ausgabe3

Es war Sommer. Alle Hofbewohner waren mit der Feldarbeit beschäftigt – wahrscheinlich war es eine Heu-Selbstentszündung. Auf jeden Fall brannte der LANDGASTHOF STAHUBER im Nu lichterloh. Sofort kamen Nachbarn zu Hilfe um zu retten, was zu retten war. Viel Zeit um zu überlegen hatte man nicht: Es wurde einfach alles wahllos durch die Fenster auf den Hof geworfen, was man noch erwischen konnte. Da blieb es natürlich nicht aus, dass im Eifer des Gefechts so manch ein Wertgegenstand dabei zu Bruch ging.

So gelangte einer der Nachbarn noch in letzter Minute auf den Dachboden. Dort waren einige Glasballons gelagert, die man zur Herstellung von Fruchtwein benötigte – schöne, große Gefäße mit zehn bis zwanzig Litern Inhalt. In der damaligen Zeit stellten solche Glasbehältnisse natürlich einen gehörigen Wert dar. Unser Nachbar erkannte sofort die Situation und reagierte steten Fußes und warf die Glasballons samt und sonders ebenfalls durchs Fenster auf den Hof. Wäre er doch nicht gar so reaktionsschnell gewesen, dann hätte vielleicht einer der Ballons überlebt! Sicher waren aber die zu Bruch gegangenen Ballons das geringste Problem, das man jetzt zu bewältigen hatte, war doch ein Großteil des stolzen Landgasthofs in Schutt und Asche gelegt. Die Welt ging aber weiter und der Wiederaufbau wurde sofort in Angriff genommen. Natürlich auch wieder mit Hilfe der umliegenden Nachbarn.

Ein weiteres Unglück geschah aber dann bei den Bauarbeiten: Der »Haringer Naz«, ein Polier lehnte sich im Obergeschoss gegen einen Fensterstock, der aber noch nicht vermauert war. Daraufhin stürtzte er die 10 – 12 Meter in die Tiefe. Nach den uns vorliegenden Berichten war er sofort tot – ein tragischer Unfall! Zur Erinnerung existiert ein Marterl an der Kirche in Thal.